Neujahrsempfang 2020
HWK Cottbus

Neujahrsempfang: Bürokratie, Nachfolge, Nachwuchsmangel

Die Handwerksbetriebe in Südbrandenburg haben 2019 voraussichtlich knapp über vier Milliarden Umsatz erwirtschaftet. Gegenüber 2018 legten die Unternehmen um vier Prozent zu. Für das laufende Jahr wird mit einem Wachstum von etwa drei Prozent gerechnet. Die Konjunktur war eines der Themen, die beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer Cottbus diskutiert wurden. Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren gekommen.

Basis dafür sind die rund 9.800 Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Cottbus. Mehr als 2.000 von ihnen stehen in den kommenden Jahren vor der Nachfolge. Es ist neben der Ausbildung das zentrale Thema im südbrandenburgischen Handwerk.

116 Unternehmen wurden im letzten Jahr von den HWK-Beratern aktiv bei der Nachfolge begleitet. Dazu stellen sie das Unternehmen auf den Prüfstand, bewerten als Experten das Betriebsvermögen, suchen den passenden Nachfolger, der fachlich und persönlich qualifiziert ist coachen den neuen Chef, begleiten ihn auf dem Weg und noch vieles mehr. In Summe haben die Berater 61 Prozent ihrer Beratungszeit für Unternehmensnachfolgen verwendet.  Vor ein paar Jahren war es noch weniger als die Hälfte.

„Wir brauchen im Handwerk dringend Nachfolger. Dazu gehört auch ein echtera Kulturwandel“, sagte HWK-Präsident Peter Dreißig in seiner Rede. „Das fängt schon in der Schule an. Dort muss vermittelt werden, dass Unternehmertum etwas Tolles ist. Wir müssen erzählen, dass Unternehmer nicht Kapitalisten mit Zigarre und Peitsche sind, sondern Macher, die das Risiko tragen, Arbeitsplätze schaffen und so Familien eine Perspektive in der Heimat bieten. Wir müssen dafür sorgen, dass Schüler Unternehmer auch mal kennenlernen.“

Ein starkes Handwerk ist wichtig für Brandenburg. "Die ,Wirtschaftsmacht von nebenan‘ steht für meisterliche Qualität, leistet einen erheblichen Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung und übernimmt als Arbeitgeber und Ausbilder Verantwortung für die Region und ihre Menschen. Wir als Landesregierung werden weiterhin unseren Teil dazu beitragen, dass das Handwerk wettbewerbsfähig bleibt.“ Das sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach in seiner Rede.

Um den Handwerksnachwuchs bestmöglich zu begleiten, habe das Wirtschaftsministerium 2015 die Meistergründungsprämie wieder eingeführt und im vergangenen Jahr die Zugangsvoraussetzungen noch einmal verbessert. Mit diesem Instrument fördert das Ministerium Gründungen ebenso wie Unternehmensnachfolgen. Darüber hinaus erhalten Meisterinnen und Meister neben der einmaligen Basisförderung von bis zu 8.700 Euro zusätzlich bis zu 3.300 Euro, wenn sie mindestens einen neuen Arbeits- oder Ausbildungsplatz schaffen. Zudem würdigt das Wirtschaftsministerium das Engagement von Jungmeisterinnen und Jungmeistern mit dem Meisterbonus. 2018 auf Vorschlag der brandenburgischen Handwerkskammern eingeführt, können Absolventinnen und Absolventen nach erfolgreich abgeschlossener Meisterprüfung diesen Anerkennungsbonus von 1.500 Euro erhalten.

 Zum Hintergrund:

Die Handwerkskammer Cottbus hat 2019 insgesamt 137 Existenzgründer beraten. Bei der Bürgschaftsbank Brandenburg ist mittlerweile jeder zweite Gründer ein Nachfolger. Das ist das Ziel. Bevor jemand ein neues Unternehmen aufmacht, kann er schauen, ob nicht eins am Markt existiert, was er übernehmen kann. Das hat Vorteile. Man übernimmt Mitarbeiter und einen Kundenstamm und ist nach einer erfolgreichen Übernahme von Anfang an Bestandteil des Marktes.