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Bundesagentur für Arbeit

Interview des Monats mit Agentur für Arbeit"Weiterbildung lohnt sich"

Weiterbildung zählt nicht nur für den persönlichen Aufstieg innerhalb eines Unternehmens. Sie spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es Um den Erhalt von Arbeitsplätzen geht. Christine Halkow, Teamleiterin Arbeitgeber-Service bei der Agentur für Arbeit Cottbus (BA) wirbt in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Handwerksblatts (DHB) für berufliche Weiterbildungen.

DHB: Frau Halkow, 2019 ist das Qualifizierungschancengesetzt in der neuen Fassung in Kraft getreten. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gesammelt?

Christine Halkow: Wir hatten im letzten Jahr mehr als 170 Fälle gefördert, über 90 davon allein im Bereich der Pflege. Auch Lkw-Führerscheine (mehr als 40 in 2019) waren sehr begehrt. Darüber hinaus haben wir etliche kleinere und abschlussorientierte Maßnahmen in den Bereichen Maler/Lackierer, Elektro, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Dachdecker oder auch Bürokommunikation gefördert.

 

DHB: Was hat sich mit dem neuen Gesetz verbessert?

Christine Halkow: Die Weiterbildungsförderung ist nun für alle Unternehmensgrößen und -formen möglich ist. Wir können jetzt auch Betriebe fördern, die mehr als 2500 Mitarbeiter beschäftigen. Auch beim Arbeitsentgeltzuschuss gab es große Verbesserungen. Ein Zuschuss kann jetzt für jede förderfähige Weiterbildung gezahlt werden. Die Höhe richtet sich nach Art der Weiterbildung und Unternehmensgröße. Damit können wir die Unternehmen in Südbrandenburg beim Thema Weiterbildung gut unterstützen.

 

DHB: Sie sprachen von mehr als 170 geförderten Fällen im letzten Jahr. Welches Potenzial hat die Region insgesamt?

Christine Halkow: Eine genaue Zahl zu nennen, ist schwierig. Finanzielle Mittel stehen in ausreichendem Maße zur Verfügung und auch an zertifizierten Bildungsangeboten mangelt es nicht.

 

DHB: Welche Qualifizierungen fördern Sie?

Christine Halkow: Der Träger und die Maßnahme müssen nach AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) zertifiziert sein. Was heißt das? Wer eine Weiterbildung gefördert bekommen möchte, muss beim Bildungsträger, der die Maßnahme durchführt, nachfragen, ob er für das Bildungsgutscheinverfahren zertifiziert ist. Über das Internet-Portal „Kursnet“ kann man gezielt nach Qualifizierungen suchen. Für jeden Arbeitgeber mit Sitz in Südbrandenburg gibt es einen Ansprechpartner im Arbeitgeberservice an seinem Betriebssitz.

 

DHB: Was genau fördern Sie?

Christine Halkow: Zum einen können die Arbeitsagenturen bis zu 100 Prozent der Weiterbildungskosten übernehmen; zum anderen einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt gewähren. Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten werden am stärksten entlastet. So kann die Arbeitsagentur die kompletten Weiterbildungskosten übernehmen und zusätzlich einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt in Höhe von bis zu 75 Prozent für die Zeiten zahlen, in denen der Mitarbeiter an der Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen und nicht gearbeitet hat. Qualifizierungsmaßnahmen, die ganz oder teilweise zu einem Berufsabschluss führen, werden unabhängig von der Betriebsgröße mit 100 Prozent gefördert.

 

DHB: Wie offen sind südbrandenburgische Arbeitgeber für das Thema Weiterbildungen?

Christine Halkow: Ganz unterschiedlich. In der Pflege haben wir sehr viele abschlussorientierte Maßnahmen. Da geht es um Beschäftigungssicherung. Grundsätzlich stehen die Arbeitgeber dem Thema offen gegenüber. Der Arbeitnehmer muss aber auch mitziehen. Wenn man 20 oder 30 Jahre im Beruf arbeitet, ist es nicht leicht, sich wieder auf die Schulbank zu setzen. Da muss der Arbeitgeber mitunter viel Überzeugungsarbeit leisten. Aber es lohnt sich.

 

DHB: Wieso?

Christine Halkow: Wer höher qualifiziert ist, hat auf dem Arbeitsmarkt auch bessere Chancen. Und gute Fachkräfte bringen auch wieder neue Impulse in die Unternehmen.

 

DHB: Glaubt man Studien, wird sich die Arbeitswelt gravierend verändern. Wie sehr wird die Lausitz davon betroffen sein?

Christine Halkow: Mittelfristig sind wir sehr stark von einem Wandel der Arbeitswelt betroffen. Das Thema Braunkohle bewegt uns alle. Das betrifft nicht nur die LEAG, sondern auch die Zulieferbetriebe. Ich denke schon, dass viele Unternehmen dabei sind, sich weitere Standbeine zu erarbeiten. Ich halte es für wichtig, dass die Qualifikationen der Arbeitnehmer gestärkt werden, die jetzt in Beschäftigung sind und die den Wandel am Arbeitsplatz mitgestalten.

Andererseits ist es genauso wichtig, dass diejenigen, die noch keinen Berufsabschluss haben, einen erwerben, der auf die zukünftigen Bedarfe der Unternehmen ausgerichtet ist. Wir beraten die Unternehmer, die Entscheidung trifft letztlich der Arbeitgeber.



DHB: Was sind Hürden bzw. Einschränkungen, die dafür sorgen, dass nicht noch mehr Menschen sich weiterbilden?

Christine Halkow: Zum einen muss der Arbeitgeber bereit sein, den Mitarbeiter für die Zeit der Weiterbildung zu entbehren. In kleinen Unternehmen ist das schon eine große arbeitsorganisatorische Herausforderung. Zum anderen sind es die Bedenken der Arbeitnehmer, ob sie den Anforderungen einer Qualifizierung oder gar Umschulung gewachsen sind. Bevor wir eine abschlussorientierte Maßnahme (z.B. Gesellenabschluss) fördern, prüfen wir in der Regel über unseren berufspsychologischen Dienst, ob gute Aussichten bestehen, das Bildungsziel zu erreichten. Nicht jeder will sich diesem Test unterziehen, weil er vielleicht Bedenken hat, den Test nicht zu bestehen. Es kommt aber selten vor, dass die Arbeitnehmer den Anforderungen nicht gewachsen sind.



DHB: Was sollten Unternehmen tun, wenn sie einen Mitarbeiter weiterbilden lassen wollen?

Christine Halkow: Als erstes sollten Unternehmen gemeinsam mit ihren Beschäftigten die Qualifizierungsbedarfe analysieren und dann auf ihren persönlichen Ansprechpartner im Arbeitgeberservice zu gehen. Es ist wichtig, dass das Unternehmen rechtzeitig auf uns zukommt. Wir beraten Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Ablauf und den möglichen finanziellen Zuschüssen, prüfen die individuellen Voraussetzungen und geben einen Bildungsgutschein aus. Dieser wird direkt bei einem Bildungsträger eingelöst.



Christine Halkow, Leiterin Teamservice Agentur für Arbeit Cottbus
Agentur für Arbeit Cottbus

Im Bild: Christine Halkow, Teamleiterin Arbeitgeber-Service bei der Agentur für Arbeit Cottbus



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