Präsidentin Corina Reifenstein auf BetriebsbesuchHaarige Zeiten für Senftenberger Friseursalon
"Das bewegt. Handwerker im Gespräch": Unter diesem Motto startete die Handwerkskammer Cottbus (HWK) eine Reihe von Betriebsbesuchen. Die Unternehmen der Region stehen derzeit vor gewaltigen Herausforderungen. Kammerpräsidentin Corina Reifenstein besuchte gemeinsam mit OSL-Landrat Siegurd Heinze die Senftenberger Figaro Friseur & Kosmetik GmbH.
Die Arbeiten im Friseurhandwerk sind personalintensiv und werden von kreativer Hand ausgeführt. Doch gerade dieses Gewerk geriet in den letzten zwei Jahren durch Corona in eine existenzielle Krise. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben tiefe Spuren hinterlassen. „Wir haben leider Mitarbeiterinnen verloren“, sagt Geschäftsführerin Antje Händler. Sie haben sich beruflich umorientiert oder den Job ganz an den Nagel gehängt. Da der Fachkräftemarkt komplett leergefegt ist, wird es sehr schwierig, diese Lücken aufzufüllen.
Hinzu kamen die vielen komplexen Regelungen, die kurzfristig umgesetzt werden mussten. Die Handwerkskammer Cottbus hat uns hier noch am besten geholfen, so Antje Händler. Corona sei für uns alle etwas Neues gewesen, sagte Landrat Siegurd Heinze. „In den zwei Jahren haben wir alle dazu gelernt.“ Er geht davon aus, dass es im Herbst wieder zweitweise zu Einschränkungen kommen wird. Komplette Lockdowns schloss er aber aus.
Eine herbe Enttäuschung erlebte Antje Händler mit der Rückzahlung der Corona-Soforthilfen. Erst bekam man die Förderung, die dringend benötigt war. Jetzt forderte sie die ILB im Auftrag des Landes zurück. Hintergrund ist, dass die erste Richtlinie nach kurzer Zeit geändert wurde. Unter Juristen ist umstritten, nach welcher Richtlinie die Bescheide auszustellen sind. „Wir haben es an der Stelle leider nicht geschafft, die Politik zu überzeugen, das Verfahren anders zu gestalten“, so HWK-Präsidentin Corina Reifenstein. Andere Länder wie zum Beispiel Sachsen haben das besser gelöst.
Große Hoffnung auf Online-Petition
Längst sind nicht alle Kunden zum Salon zurückgekehrt. Die Schwarzarbeit blüht. Kleinstunternehmer, die keine Steuern zahlen, erschweren mit Kampfpreisen zudem das Geschäft, beschreibt die Friseurmeisterin und Betriebswirtin des Handwerks die gegenwärtige Situation. Doch die nächste Kostensteigerung steht schon ins Haus. Ab 1. Oktober 2022 steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro die Stunde. Knapp 30 Mitarbeiterinnen beschäftigt der Handwerksbetrieb.
„Sie müssen ja die Preise anpassen, damit sie nicht auf den steigenden Kosten sitzenbleiben“, sagt HWK-Präsidentin Corina Reifenstein. Große Hoffnung setzt Antje Händler auf eine Online-Petition. Dabei fordert die Friseurbranche einen Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf ihre Dienstleistungen. Die Handwerkskammer Cottbus hatte ebenfalls mehrfach gefordert, die Mehrwertsteuer auf handwerkliche Dienstleistungen und Produkte zu senken, um die Nachfrage zu stützen.
Hintergrund:
Im Rahmen des Formats "Das bewegt. Handwerker im Gespräch" besucht Corina Reifenstein, Präsidentin der HWK Cottbus, in regelmäßigen Abständen Betriebe in Cottbus und den Landkreisen des Kammerbezirks.
Ziel ist es, mit Unternehmensinhabern und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, um einen Eindruck von den Herausforderungen und Problemen der einzelnen Branchen zu erhalten.
Alle Informationen und Termine zu den Betriebsbesuchen gibt es unter: www.hwk-cottbus.de/serie
Online-Petition
Friseure brauchen Zukunft. In einer Online-Petition fordern sie deshalb von der Politik die sofortige Reduzierung der Mehrwertsteuer für Friseurdienstleistungen von 19 auf 7 Prozent.
Hier geht es zur Online-Petition
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