Blitzumfrage: Staatliche Hilfen müssen schneller fließenHandwerksbetriebe kommen an finanzielle Belastungsgrenze
Die angekündigte weitere Schließung von Handwerksbetrieben ist erneut ein schwerer Schlag für die betroffenen Unternehmen. Das zeigen die Ergebnisse einer Blitzumfrage der Handwerkskammer Cottbus (HWK). „Umso wichtiger ist es, dass die wirtschaftlichen Hilfen unverzüglich fließen“, sagt HWK-Präsident Peter Dreißig. Die Verzögerungen bei der Novemberhilfe sind eine Katastrophe. „Hinzu kommt, dass die Betriebe die Dezemberhilfe noch nicht einmal beantragen können.“ Und an Januar sei noch gar nicht zu denken.
Knapp 27 Prozent der antwortenden Handwerksbetriebe haben seit Oktober wirtschaftliche Hilfe beantragt. Jeder dritte Betrieb hat den Angaben zufolge noch kein Geld erhalten. 21 Prozent haben lediglich einen Teil ihrer Ausfälle erstattet bekommen. „Wir haben hier eine große Diskrepanz zwischen dem, was unsere Unternehmen benötigen und dem, was sie bisher bekommen haben“, sagt Peter Dreißig. „Je länger dieser Zustand andauert, desto prekärer wird es für die Firmen. Deshalb müssen die November- und Dezemberhilfen unverzüglich fließen – trotz aller Ankündigung am besten noch vor Weihnachten.“
Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ. Sie ist aber eine Momentaufnahme, die Einblicke in die Betriebe gewährt. 344 haben sich innerhalb von vier Tagen daran beteiligt. Demnach fühlen sich rund 70 Prozent der Handwerksunternehmen, die geantwortet haben, direkt oder indirekt von der Corona-Pandemie betroffen. Das Spektrum reicht von Schließungen, fehlenden Umsätzen wegen ausbleibender Aufträge als Dienstleister bis hin zu ausbleibenden Materiallieferungen.
Knapp ein Viertel der Unternehmen musste im Zeitraum Oktober/November den Ausfall von Fachkräften kompensieren. Je kleiner die Betriebe, desto härter trifft es sie. In jeden fünften Unternehmen fiel bis zur Hälfte der Belegschaft aus. Die Folge sind auch Umsatzausfälle. „Das Handwerk ist eine arbeitsintensive Branche. Die Unternehmen sind auf jede einzelne Fachkraft angewiesen“, so Bäckermeister Peter Dreißig. Je länger Schulen und Kitas geöffnet bleiben, desto besser.
Die Hygienemaßnahmen kosten den Unternehmen bares Geld. 381.000 Euro betrugen die Mehrkosten der antwortenden Unternehmen. Im Schnitt sind das 1.300 Euro pro Betrieb. So wurden zum Beispiel zusätzliche Fahrzeuge und Pausenunterkünfte beschafft, damit ihre Mitarbeiter Corona-gerecht auf Baustellen fahren und so die Regeln einhalten konnten.
„Ich bin tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unsere Handwerkerinnen und Handwerker in den vergangenen Monaten vollbracht haben“, sagt Peter Dreißig. „Der Weg zur Normalität wird noch länger andauern. Ich aber bin fest davon überzeugt, dass wir ihn schaffen. Gemeinsam! Jetzt erst recht!“
Die Betroffenheit der Unternehmen zeigt sich wie folgt:
- Weniger Kunden
- Umsatzeinbrüche, weil Kunden die Monteure nicht in die Wohnungen lassen
- Schleppende Materiallieferungen
- Subunternehmen fallen aufgrund von Quarantäne aus
- Schließungen von Betrieben
- Wäscherei fehlen sämtliche Aufträge aus Veranstaltungs-, Hotel und Gaststättenbranche
- Mehrerer Baustellen von Privatkunden auf Frühjahr verschoben
- Mitarbeiter sind ständig abwesend (Quarantäne)
- Beeinträchtigung kommt erst, weil Investitionen zurückgehen
- Rückgang der öffentlichen Ausschreibungen
- Weihnachtsmärkte als Einnahmequelle fallen weg
Hintergrund
Rund 4.000 Unternehmen wurden befragt. Innerhalb vier Tagen sind 344 Rückmeldungen eingegangen. Der Bund hat den Ländern mitgeteilt, dass die Auszahlung der Novemberhilfe ab 10. Januar 2021 durch die zuständige Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) erfolgen kann.
Ab diesem Zeitpunkt liegen die Voraussetzungen für die Bewilligung vor. Bis dahin besteht die Möglichkeit einer Abschlagszahlung bei Antragsstellung. Das Bundesportal für die Dezemberhilfen ermöglicht der ILB noch nicht, Ihre Anträge bzw. Änderungen zu bearbeiten.
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