Fleischerei Draunick feierte 125 Jahre Jubiläum
HWK Cottbus

Mehr als nur eine Fleischerei

Die Fleischerei Draunick in Groß Leuthen (Gemeinde Märkische Heide) hat 125-jähriges Jubiläum gefeiert. Immer am selben Standort bleibt der Betrieb all die Jahre in Familienhand.

Die jetzige Inhaberin, Fleischermeisterin Kerstin Draunick, prägte die letzten Jahrzehnte des Unternehmens. Sie, ihr Mann und eine Verkäuferin arbeiten im Betrieb. Bis zu 40 Wurstsorten werden nach alten Rezepten frisch hergestellt.  Die Schweine kommen aus Region, montags bis freitags werden die Hälften geliefert – je nach Bedarf. Ein Partyservice rundet das Angebot ab. Von der Politik wünscht sie sich mehr Unterstützung und Wertschätzung. Und das mit der Bürokratie darf ruhig auch weniger werden. „Was wir alles dokumentieren müssen, ist schon der Wahnsinn“, sagt die 56-jährige Handwerksmeisterin. „Das schreckt junge Menschen ab, sich selbstständig zu machen.“

Zu Spitzenzeiten waren es mal bis zu 15 Beschäftigte, die bei Draunick‘s arbeiteten. Versorgt wurden große Schulen, Agrar- und Industriebetriebe und Gaststätten. Doch die Wende und der damit einhergehende Strukturwandel haben dem Ort arg zugesetzt.

„Groß Leuthen kämpft gegen die Bedeutungslosigkeit“ titelte die Lausitzer Rundschau im April 2017. Kerstin Draunick kann ein Lied davon singen, wie schwer es als Fleischer ist. Umso mehr verdient diese Lebensleitung Respekt und Anerkennung.

Treffpunkt für die Einwohner

Das Leben für die knapp 700 Einwohner in Groß Leuthen hat sich in letzten Jahren nochmals verändert. Der Bäcker und ein Rewe-Markt verschwanden. Die bei einem Überfall Ende November 2015 stark beschädigte Filiale der Spreewaldbank wurde  mangels Geld nicht wieder aufgebaut. Deren Kunden fahren seit dem ins 15 Kilometer entfernte Neu-Lübbenau, um dort ihre Geschäfte zu erledigen. Und wenn sie einmal dort sind, kaufen sie auch gleich Lebensmittel ein.

Für die Fleischerei Draunick bleiben damit weitgehend die Stammkunden übrig. Und die werden immer älter. Für die Alteingesessenen aber ist die Fleischerei mehr als nur ein Geschäft, in dem Wurst verkauft wird. Für sie ist es ein Treffpunkt, wo sie miteinander reden, alte Geschichten ebenso wie Neuigkeiten austauschen.

Fünf Gesellschaftssysteme hat der Handwerksbetrieb überlebt. Am 1. April 1894 gründete Max Draunick, der Urgroßvater der jetzigen Inhaberin, das Geschäft.  In jenem Jahr wurde das Reichstagsgebäude in Berlin eröffnet. 1936 übernahm  Sohn Walter Draunick den Laden, 1964 folgte Max Draunick. Kerstin Draunick ging bei ihrem Vater 1979 in die Lehre. Für sie stand schon frühzeitig fest, dass sie den Betrieb übernehmen wird.

Einen Nachfolger hat Kerstin Draunick nicht. „Ich werde das Licht ausmachen“, sagt sie. Dann endet die Tradition der Fleischerei Draunick, die den Ort Groß Leuthen mehr als ein Jahrhundert geprägt hat.

 Bildunterschrift

Seit 24 Jahren führt Kerstin Draunick die gleichnamige Traditionsfleischerei. Am 1. April feierte der Betrieb großes Jubiläum. Zum Gratulieren kamen Familie, treue Kunden und Kinder vom örtlichen Kindergarten.