Handwerksbetrieb installiert Eisspeicher-AnlageGas Neumann baut an der Zukunft mit

Heizen mit Eis? Was für Laien wie ein Scherz klingt, ist ein innovatives Konzept. Gas Neumann aus Bestensee hat es erstmals in die Praxis umgesetzt

Gas-Neumann Eisspeicher
HWK Cottbus

Heizen mit Eis? Was für Laien wie ein Scherz klingt, ist ein innovatives Konzept. Gas Neumann aus Bestensee hat es erstmals in die Praxis umgesetzt

Über die Art, wie wir künftig in Deutschland Wohnungen und Häuser heizen, wird viel diskutiert. Der Wärmepumpe kommt einem Gesetzentwurf zufolge eine überragende Bedeutung zu. Die beste Lösung scheint aus Expertensicht aber die intelligente Verknüpfung und Vernetzung mehrerer Komponenten zu sein. Der Handwerksbetrieb Gas Neumann aus Bestensee (Landkreis Dahme-Spreewald) hat in Berlin-Kaulsdorf ein innovatives Nahwärmenetz gebaut, das genau diesen Anspruch erfüllt.

34 Häuser werden mit einer Solaranlage mit 95 Quadratmeter Flachkollektoren, Wärmepumpen und einem 660 Kubikmeter Eisspeicher beheizt und mit Warmwasser versorgt. "Ursprünglich haben wir nur die Sanitär / Heizung /Lüftungsinstallationen in den Häusern als Auftrag gehabt", sagt Alexander Neumann, Geschäftsführer des 1896 gegründeten Unternehmens in vierter Generation. "Dann wurden wir gefragt, ob wir nicht diese Heizungsstation bauen können." 

Der 48-jährige Diplom Ingenieur für Versorgungs- und Energietechnik war sofort Feuer und Flamme für dieses Projekt, da dies genau seinem Interessenfeld entspricht. „Hier spielen so viele einzelne Komponenten und Systeme zusammen und für fast alle hier war dies Neuland, auf dem es Erfahrungen zu sammeln gilt“.

Mit Mike Haake und seinem Bauleiter Lukasz Dembinski hat er sehr erfahrene und umsichtige Mitarbeiter, die eng zusammen im Kontakt mit dem Bauherren diese beeindruckende Anlage zusammengestellt und aufgebaut haben.

Auf engstem Raum haben sie Wärmepumpen, Druckbehälter, Speicher, Pumpen und Rohrleitungen verbaut. "Zuvor haben wir uns lange Gedanken darüber gemacht, wo wir was anordnen", erklärt Gas-Wasser-Installateur Mike Haake. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Technik auf so wenige Quadratmeter Platz findet.



Und so funktioniert es

Die hauptsächliche Beheizung des Systems übernimmt eine 226 kW Sole Wärmepumpe. Diese entzieht hier aber nicht wie üblich der Erde durch Tiefenbohrungen, sondern bei jedem Durchlauf dem Eisspeicher die notwendige Wärme. Dadurch sinkt die Temperatur im Speicher weiter und das Wasser beginnt allmählich zu vereisen. Das ist jedoch nicht problematisch, sondern sogar gewünscht. Denn die Eisspeicher-Funktion setzt auf sogenannte latente Wärme: Energie, die das Wasser beim Phasenübergang vom flüssigen zum festen Aggregatzustand freisetzt. Diese ist in etwa so hoch, als würde man Wasser von 80 auf null Grad Celsius abkühlen. Die kostenlose Umweltenergie durch das umgebene Erdreich und vor allem der Solarkollektoren sorgt für die sogenannte Regeneration (Erwärmung). Hier kommt noch eine Besonderheit zum Einsatz. Der Bauherr, die WERTWIN Energiegesellschaft, welche diese Vision auch entgegen vieler Kritiker und Skeptiker umsetzte, hat hier erstmal großflächig ihren eigens patentierten Doppel-Solarkollektor eingesetzt.

Hier werden mit den 95 Quadratmeter Kollektorfläche zwei Temperaturbereiche eingefangen. Einmal die Hochtemperaturseite, diese wird direkt in einen 10.000 L großen Pufferspeicher abgeführt, welcher je nach Temperaturladung direkt das Fernwärmenetz versorgt.

Die Niedertemperaturseite (also der Bereich wo die klassische Thermosolaranlage keinerlei sinnvolle Erträge bringt) wird quasi bis zu einer Temperatur von 0 Grad Celsius und sogar darunter noch als Regenerationswärme für den Eisspeicher genutzt. Somit ist eine sehr effiziente Nutzung der Umweltenergie gegeben und dies auch im Winter.

Der hier verbaute Eisspeicher ist beeindruckend. Er liegt unter den ersten drei Häusern und hat ein Fassungsvolumen von über einer halben Million Liter Wasser. Die Bodenplatten sind entsprechend drei Mal abgedichtet. Die Decke des Eisspeicher (also die Bodenplatte der Wohnhäuser) ist extrem gedämmt. Nur die Außenwände sind bewusst ohne Dämmung, da ja hier der Wärmeaustausch stattfinden soll. Mehr als einen Tag dauert es den Speicher zu füllen. Mithilfe von fast sieben Kilometer langen Leitungen, die mit einem Frostschutzmittel gefüllt sind, findet der beschriebene Wärmeaustausch zwischen der Wärmepumpe und dem Speichermedium Wasser statt.

"Die Eisspeicher-Funktion ermöglicht einen effizienten und sparsamen Heizbetrieb. Sie setzt auf erneuerbare Energien und bringt auch Erträge von Umweltenergien im Winter. Anders als bei Sondenbohrungen einer Erdwärmepumpe, braucht man keinerlei Genehmigungen", listet Alexander Neumann die Vorteile des Systems auf. Der Unternehmer würde sich freuen, weitere solcher Aufträge an Land zu ziehen. Dafür braucht er stets gute und wissbegierige Fachkräfte. "Wir sind immer auf der Suche nach Verstärkung in unseren Teams. Ein familiärer Umgang miteinander, eine wertschätzende Unternehmenskultur und attraktive Arbeitgeberleistungen sind für uns selbstverständlich."



Gas-Neumann Eisspeicher
Gas-Neumann Eisspeicher
Gas-Neumann Eisspeicher
Gas-Neumann Eisspeicher
Gas-Neumann Eisspeicher
Gas-Neumann Eisspeicher
Gas-Neumann Eisspeicher

 Bilder

Mike Haake ist der Fachmann, der gemeinsam mit seinem Bauleiter Lukasz Dembinski die gesamte Anlage durchdacht, die einzelnen Komponenten angeordnet und gebaut hat. Der Rundbau dafür (siehe Bild oben) hätte nicht kleiner sein dürfen.

Für Technikliebhaber ist die Nahwärmestation ein echter Augenschmaus. 

Jedes Haus hat einen 500 Liter Puffer-Energiespeicher, der je nach Bedarf von der Hauptzentrale versorgt wird. Das temperaturgesteuerte Verfahren läuft automatisch über eine intelligente Vernetzung.

Auf engstem Raum wurden die Komponenten verbaut. Ein Schlosser baute für die Behälter individuelle Halterungen.

Im Keller unter den ersten drei Häusern (siehe Bild oben) ist der Eisspeicher angelegt. über 500.000 Liter Wasser werden durch kilometerlange Leitungen bis zum Gefrierpunkt heruntergekühlt.



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