Konditorei Schaller
HWK Cottbus

Handwerk wird wieder geschätzt

"Man muss sich immer wieder neu erfinden." Das sagt Konditormeister Peter Schaller. Er führt mit seiner Frau die gleichnamige Konditorei in Mühlberg (Elbe-Elster), Hohe Straße 20. Seit 1912 werden dort die Gaumen der Kunden verwöhnt.

Es ist Mittwochnachmittag. Kaum eine Menschenseele ist in der 3000 Einwohner zählenden Stadt zu sehen. Das Café von Peter Schaller aber ist sehr gut gefüllt. Drei ältere Damen treffen sich zum Kaffeekränzchen mit Quarksahne-Törtchen. An einem anderen Tisch genießen Oma, Opa und Enkelin einen großen Sahne-Eisbecher. An der Theke geht der Kuchen weg wie warme Semmeln. Mittendrin das Unternehmer-Ehepaar Bianka und Peter Schaller.

"Wir sind sehr froh, dass uns die Mühlberger so die Treue halten", sagt der Konditormeister. Davon lebt der Handwerksbetrieb. In Spitzenzeiten waren zehn Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. Mehr durfte es zu DDR-Zeiten auch nicht sein. Heute führen Peter Schaller und seine Frau die Konditorei und das Café alleine.



Auf mehreren Standbeinen

Gebacken wird hier nach alten Rezepten von Groß- und Urgroßvater und nach alter Tradition. So gibt es in den Sommermonaten zum Beispiel keine Pfannkuchen. Florentiner wiederum werden nach herkömmlicher Art auf einem Blech und nicht in vorgefertigten Formen gebacken. Bis zu 1.000 Stück gehen in der Vorweihnachtszeit an einem Wochenende über die Verkaufstheke. Auf Wunsch ehemaliger Mühlberger werden die Plätzchen bundesweit auch verschickt.

"Man muss sich immer wieder neu erfinden, sagt Peter Schaller. Der 62-Jährige selbst hat sich in seinem Leben immer wieder neu erfunden. Sein Urgroßvater, Großvater und Vater waren alles Bäcker oder Konditoren. Die Unternehmensgeschichte begann mit Otto Schaller im Jahr 1905. Er aber entschied sich zunächst für einen anderen Weg.

Nach dem Abitur absolvierte er 18 Monate seinen Dienst bei der Transportpolizei. Im Anschluss begann er ein Studium für Umweltschutztechnik in Merseburg. Rückblickend betrachtet war der Studiengang seiner Zeit voraus. Die DDR-Führung war für Umweltschutz noch nicht bereit. Das bekamen auch Peter Schaller und seine Kommilitonen zu spüren.

Nach einem erfolgreich umgesetzten Projekt in Leuna kam der zuständige Fachminister und sagte: "Glückwunsch, aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel werden wir diese Technik die nächsten 30 Jahre nicht einsetzen.". Daraufhin ließen sich alle Studierenden exmatrikulieren. Als Strafe musste Peter Schaller ein Jahr in der Zuckerfabrik in Brottewitz arbeiten. Danach hätte er weiterstudieren können, doch die Motivation war dahin. Und so entschied er sich, 1981 eine Konditorlehre bei seinem Vater anzutreten. 1987 folgte der Meisterabschluss. Die praktische Ausbildung erfolgte im Cottbuser Café Lauterbach.

Seit 25 Jahren führt Peter Schaller mit seiner Frau den Handwerksbetrieb. Ein Erfolgsgeheimnis war schon immer, auf mehreren Beinen zu stehen. Neben der Konditorei steuert der Partyservice einen wesentlichen Anteil zum Gesamtumsatz bei. Mitte der 90er-Jahre, als die Straße vor der Konditorei für zwei Jahre gebaut wurde, sicherte der Partyservice das Überleben. Und auch der Mittagstisch, bei dem bis zu 40 Essen täglich verkauft werden, sorgt für wichtige Einnahmen.

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