Preisverleihung Unternehmerfrauen Kerstin Hansmann 2019
Jens Nieth/handwerk magazin

Kerstin Hansmann wird Unternehmerfrau des Handwerks

Gut 100 Frauen mit Ideen, Kraft und maximalem Engagement im Handwerk haben sich für den Preis der mitarbeitenden Unternehmerfrau und der selbstständigen Unternehmerin beworben.  Am 18. Oktober 2019 kürte ‚handwerk magazin‘ im Rahmen des Bundeskongresses der Unternehmerfrauen in Billerbeck die Gewinnerinnen.

Kategorie "Selbstständige Unternehmerfrau"

So recht hat sie nicht an ihren Sieg geglaubt, als sie die Bewerbung zur Unternehmerfrau im Handwerk abschickte. „Es gibt ja viele engagierte Frauen, die Großartiges im Handwerk leisten, ich hatte nur eine vage Hoffnung“, sagt Kerstin Hansmann, 53, Inhaberin der Metall- und Balkonbau Hansmann GmbH in Guben. Umso mehr freut sie sich, dass sie ausgezeichnet wurde. „Es ist eine Wertschätzung für meine Arbeit, mein Engagement und wie ich beides lebe, das tut schon gut“, sagt die verheiratete Mutter von zwei Kindern.

Handwerkerin von Anfang an

Das Handwerk wurde ihr in die Wiege gelegt, leicht war ihr Weg trotzdem nicht, wie es in der Pressemitteilung heißt: Der Großvater ist Schlosser-, der Vater Maschinenbaumeister, und für sie steht früh fest: Auch ich werde Meister. Mit 16 Jahren beginnt sie ihre Lehre zur Maschinen- und Anlagenmonteurin, sie möchte den Betrieb des Großvaters übernehmen. Sie schließt eine Ausbildung als Instrumentenschleiferin an und ist noch nicht fertig, als der Großvater verstirbt. Mit 19 Jahren wird sie Inhaberin eines kleinen Handwerksbetriebs in Guben. Als sie den Metallbaumeister machen möchte, lehnt die Staatsführung ab – Schleifer werden gebraucht, sie muss Schneidwerkzeugmechanikermeister werden. „Ich habe das getan, aber ich habe auch geweint, weil ich nicht durfte, was ich wollte.“

Der Mauerfall ändert alles

1989 fällt die Mauer und fast über Nacht brechen die Aufträge weg. „Die frühen 90er waren schwierige Jahre, ich bin nicht immer gut über die Runden gekommen“, erzählt sie. Kerstin Hansmann schleift Messer für Haushalte und Industrie, immer auf der Suche nach einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell. Bald erkennt sie: Modernisierung von Gebäuden ist ein Trend. 1992 verändert sie den Geschäftszweck und baut nun Alu-Fenster und Türen, ihr Vater unterstützt sie. „Dann haben uns unsere Auftraggeber gefragt, ob wir auch Balkone bauen wollen“, erzählt Kerstin Hansmann. Sie wollen – und gründen 1997 zusammen die Metall- und Balkonbau Hansmann GmbH.



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Die Zukunft gestalten

Sie verantwortet den kaufmännischen Bereich und vereinbart Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Diese tragen wesentlich zum Geschäftserfolg bei: „Mit der Technischen Hochschule Wildau haben wir eine an die Industrie angelehnte, flussorientierte neue Stufe der Serienfertigung eingeführt – das macht uns zukunftsfähig“, ist sie zufrieden. Positiver Nebeneffekt: Ein Student, der damals mitarbeitet, ist heute bei Hansmanns angestellt.

Nebenbei macht sie ihren Abschluss als Betriebswirtin im Handwerk und als Fachbauleiter Metall. 2018 übernimmt sie die alleinige Geschäftsführung. „Wir haben den Generationenübergang geschafft und sehen, dass das nun auch innerhalb der Belegschaft erfolgen muss“, erzählt sie. Um Jugendliche für das Handwerk zu begeistern, seien kreative Lösungen gefragt. Zwei Beispiele: „Wir haben einen jungen Kameruner eingestellt, der kaum Deutsch sprach, und haben ihm einen Sprachkurs bezahlt“, sagt sie. Und mit einer Schule hat sie das Projekt „Saubere Schulhöfe dank sprechender Mülleimer“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Konstrukteuren und Metallbauern unterstützte sie eine Schülergruppe dabei, ihre Projektidee zu planen, umzusetzen und sich am Wettbewerb „Mach was!“ der Akademie Würth zu beteiligen. „So erfahren die Schüler, wie vielfältig das Handwerk ist, und wir hoffen, dass sich daraus Berufsperspektiven für sie ergeben.“

Wertschätzung für ihre Mitarbeiter ist ihr wichtig, „ohne ihr Engagement können wir nicht erfolgreich sein“. Sie ist überzeugt: „In der Vergangenheit ging es vor allem um Vermarktung von Produkten und Leistungen. In der Zukunft wird es wichtiger, als verantwortungsvoller Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, dafür möchte ich uns als Arbeitgebermarke etablieren.“ Als wesentlichen Erfolgsfaktor nimmt sie die Industrie 4.0 wahr: „Digitalisierung und Automatisierung bieten Chancen bei der Entwicklung des Betriebs und neuer Produkte.“

Stillstand ist Rückschritt

Über Rückschläge spricht Kerstin Hansmann nicht so gerne, „es gab sie natürlich, aber ich habe immer daraus gelernt“, erzählt sie. Ihr großes Vorbild ist Reinhold Würth, „wie er das hinbekommen hat, sein Unternehmen international aufzustellen, das beeindruckt mich. Ich wollte nie stehen bleiben, ich habe mich immer nach vorne orientiert. Stillstand ist Rückschritt, gerade im Handwerk.

Seit 34 Jahren ist sie selbstständig, politisch und sozial engagiert. Jetzt möchte sie ein bisschen kürzer treten.“ Der technische Betriebsleiter unterstützt sie, sodass der Betrieb auch mal ohne sie auskommt. Die gewonnene freie Zeit möchte sie nutzen, um mehr mit der Familie zu unternehmen und auch etwas für sich zu tun: Schwimmen oder ins Fitness-Studio gehen. Und Kerstin Hansman möchte E-Bike fahren. Das Rad muss sie sich aber noch kaufen – von ihrer Siegprämie als Unternehmerin im Handwerk 2019.

 Im Bild

von links: Jan-Peter Kruse, Verlagsleiter Holzmann Medien, Heike Trapp, Bundesvorstand und Pressesprecherin Unternehmerfrauen im Handwerk UFH, Kerstin Hansmann, Preisträgerin „Unternehmerin im Handwerk" Daniela Schleich, Preisträgerin „Mitarbeitende Unternehmerfrau im Handwerk", Tatjana Lanvermann, Vorsitzende des Landesverbandes NRW UFH Unternehmerfrauen im Handwerk UFH Olaf Deininger, Chefredakteur handwerk magazin Heidi Kluth, Bundesvorsitzende Unternehmerfrauen im Handwerk UFH