
Anpassungsqualifizierung zum Handwerksgesellen eröffnet neue PerspektivenBetriebe setzen bei Fachkräften auf interne Lösungen
Für viele Unternehmen in der Region wird es zunehmend schwieriger, gut ausgebildete und geeignete Fachkräfte auf dem freien Markt zu finden. Mitunter dauert es ein halbes Jahr, Stellen neu zu besetzen. Deshalb suchen Betriebsinhaber immer öfter nach internen Lösungen.
Mitarbeiter, die bisher nur bestimmte Aufgaben ausführen durften (Helfer), die einen anderen Beruf gelernt oder den Abschluss im Ausland erworben haben, können eine Anpassungsqualifizierung absolvieren. Als Lohn winkt der Gesellenabschluss. Damit ist nicht nur ein voller Einsatz auf der Baustelle möglich. Wer will, kann danach auch seinen Meister machen.
Matthias Baumert (37) und Toni Moczulski (35) haben jahrelang in den Niederlanden als Gerüstbauer gearbeitet. Dort haben sie auch ihren Abschluss gemacht. Der ist in Deutschland allerdings nicht vollwertig anerkannt. Und so drückten die beiden nochmals die Schulbank. Theorie gab es im Lehrbauhof Großräschen. Dort fand auch die praktische Prüfung statt.
„Sie bestand aus zwei Teilen. Zum einen mussten wir ein Gerüst aufbauen. Zum anderen mussten wir an verschiedenen Gerüsten die Fehler erkennen und analysieren“, erklärt Matthias Baumert. Er arbeitet beim Gerüstbauer Heiko Zeleny mit Sitz in Massen/Niederlausitz und ist dort für Industriekunden verantwortlich.
Toni Moczulski arbeitet bei einem Unternehmen in Brandenburg an der Havel. Wegen der Familie – er ist seit einem knappen Jahr Vater – ist er von Holland nach Deutschland zurückkehrt. „Die Prüfung im Lehrbauhof war zwar anspruchsvoll, mit seiner langjährigen Berufserfahrung aber auch kein Problem“, sagt er. Mit dem Gesellenabschluss in der Tasche will er sich künftig noch weiterbilden. Wohin die Reise allerdings genau geht, ist noch offen.
Im September beginnt bei der Handwerkskammer Cottbus eine neue Anpassungsqualifizierung für Sanitär-Heizungs- und Klimatechnik. Die Weiterbildung mit externer Gesellenprüfung wird zu 100 Prozent gefördert durch das Sonderprogramm der Agentur für Arbeit WeGebAU (inkl. Lohnkosten aufgrund des entstehenden Arbeitsausfalls.
Hintergrund
Unabhängig von der Betriebsgröße können Arbeitnehmer ohne verwertbaren Berufsabschluss gefördert werden, so dass sie einen Berufsabschluss erlangen. Wenn die Maßnahme vor dem 31. Dezember 2020 beginnt erhalten die Teilnehmer mit Bestehen der Zwischenprüfung 1.000 Euro und mit Abschlussprüfung 1.500 Euro als zusätzlichen Anreiz.
Ansprechpartner
Weiterbildung, Region Cottbus und Spree-Neiße
Telefon 0171 2664426