Chance Anerkennungsberatung
HWK Cottbus

Interview des Monats: "Die Perspektiven sind gut"

Arbeit ist der wichtigste Faktor zum Gelingen von Integration. Da in Bezug auf die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und Qualifizierungen jedoch immer wieder Fragen auftreten, bietet die Handwerkskammer Cottbus im August und September Beratungstage in vier Landkreisen an. Das Deutsche Handwerksblatt hat beim Projektleiter Lukasz Kocur nachgefragt.

Handwerksblatt: Herr Kocur, für den Laien ist es schwierig zu verstehen: Was heißt eigentlich Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung und was machen Sie genau?

Lukasz Kocur: Die Bildungssysteme in Europa unterscheiden sich zum Teil stark. Wenn jemand seine Ausbildung oder Studium im Ausland abgeschlossen hat und in dem erlernten Beruf in Deutschland arbeiten will, kann er meine Beratung in Anspruch nehmen. Ich prüfe dann, ob die Anerkennung notwendig ist und unterstütze die Person im Anerkennungsverfahren. Das ist kostenlos. Ich berate zu allen Berufen und liefere dabei wichtige Informationen wie die zuständige Anerkennungsstelle, notwendige Unterlagen, Finanzierung des Verfahrens und Qualifizierung als Ausgleich der erworbenen Qualifikationen usw.



Handwerksblatt: Weshalb sind Berufe bei uns nicht anerkannt? Was fehlt zum Beispiel?

Lukasz Kocur: Theoretisch kann man in vielen Berufen arbeiten, ohne einen Antrag auf Anerkennung zu stellen. Es handelt sich um sogenannte nicht reglementierte Berufe, zu denen Handwerks- und Industrieberufe auf dem Gesellen-Niveau, viele Studienabschlüsse und Assistenzberufe gehören. In diesen Fällen entscheidet der Arbeitgeber, ob er anhand der übersetzten Abschlüsse und Berufserfahrung die Person beschäftigen will. Da die Arbeitgeber die ausländischen Qualifikationen nicht gut einschätzen können, ist auch in den nicht reglementierten Berufen eine Prüfung der Gleichwertigkeit mit einem entsprechenden deutschen Referenzberuf zu empfehlen. In den reglementierten Berufen, zu denen medizinische und pädagogische Berufe gehören, ist die Anerkennung in Deutschland notwendig.



Handwerksblatt: Sind Sie eher ein Berater, ein Detektiv (wenn es um Dokumente geht) oder ein Seelsorger (wenn ein Antrag abgelehnt wird)?

Lukasz Kocur: Von jedem etwas. Und bei jedem Fall ist es anders! Man muss objektiv bleiben, nach Wissen und Gewissen beraten und die passende Lösung finden. Spannend und interessant ist es immer. Ich bin froh, wenn der Ratsuchende in den deutschen Arbeitsmarkt als Fachkraft integriert wird. Man hat dann das Gefühl, seinen Job gut gemacht zu haben.



Handwerksblatt: Welches Potenzial für den regionalen Arbeitsmarkt steckt in den Menschen, die Sie beraten?

Lukasz Kocur: Das Potenzial für den regionalen Arbeitsmarkt steckt in jeder Person, die offen für neue berufliche Erfahrungen und weitere Qualifizierung ist. Es reicht nicht, die Unterlagen zu vergleichen. Man muss die deutsche Sprache, auch die Fachsprache lernen, deutsche Vorschriften und Regeln kennen und sich beruflich immer weiterentwickeln. Die Mehrheit meiner Klienten versteht, dass sie nicht sofort einen Traumjob bekommen. Sie lernen intensiv die Sprache, bereiten die Antragsunterlagen vor, absolvieren ein Praktikum, um sich möglichst effizient auf die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration vorzubereiten. Die Perspektiven sind gut. Wer die Voraussetzungen erfüllt, dem stehen viele Türen offen. Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill.



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Logoleiste IQ Beratung Netzwerk
BMAS

 Zum Thema

Seit 2016 ist die Handwerkskammer Cottbus Partner und Projektträger im IQ (Integration durch Qualifizierung) Netzwerk Brandenburg und berät zum Thema berufliche Anerkennung und Qualifizierung. Das Förderprogramm zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Bislang wurden knapp 2.500 Beratungen durchgeführt.

Bundesweit arbeiten in rund fünf Prozent aller Handwerksbetriebe Menschen ausländischer Herkunft in Führungspositionen.



 IQ-Netzwerk Brandenburg

Das IQ Netzwerk Brandenburg hat das Ziel, die Arbeitsmarktintegration von erwachsenen Migrantinnen und Migranten im Land Brandenburg zu verbessern. An diesem Ziel arbeiten zurzeit insgesamt 13 Teilprojekte mit unterschiedlichen Aufgaben und Zielgruppen mit.

Mehr Informationen finden Sie hier.



 Ansprechpartner

Lukasz Kocur

Fachkräfteeinwanderungsberater

Telefon 0355 7835-177

Telefax 0355 7835-281

kocur--at--hwk-cottbus.de