Clemens Braun, Geschäftsführer Lausitzer Rundschau
HWK Cottbus

Interview mit Clemens Braun, Geschäftsführer der LR Medienverlag und Druckerei GmbH Produktivität spielt auch in Redaktionen eine große Rolle.

Rund 350 Menschen arbeiten für die LR Medienverlag und Druckerei GmbH und ihre Tochterunternehmen. Im Interview spricht Geschäftsführer Clemens Braun über die Chancen und Herausforderungen des Verlages im digitalen Zeitalter. 

DHB: Auf Twitter gehen echte Nachrichten und bloße Gerüchte blitzschnell um die Welt. In sozialen Netzwerken kursieren bizarre Fake-News, und viele Menschen halten sie für wahr. Experten sehen darin eine Chance für den Zeitungsjournalismus, der erklärt, Zusammenhänge erläutert und Orientierung gibt. Gehen Sie da mit?

Clemens Braun: Ja, es ist absolut eine Chance. Aus meiner Sicht gibt es zwei Tendenzen. Erstens: Nachrichten, die schnell zu konsumieren sind (Breaking News), funktionieren bei unter 60-Jährigen fast ausschließlich digital. Zweitens: Daneben gibt es den Wunsch nach Orientierung, nach Einordnung, auch ein Stück weit nach Ruhe im Nachrichtenkonsum. Das sind zwei Tendenzen, die parallel laufen.

DHB: Woran machen Sie das bei sich im Haus fest?

Clemens Braun: Bei uns zeigt sich das im Bereich E-Paper. Ich persönlich dachte vor zehn Jahren, das Produkt wird bald vom Markt verschwinden. Im Gegenteil. Sie sind nach wie vor stark gefragt. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir mehr als ein Drittel Zuwachs.

DHB: Bezogen auf die Lage in Brandenburg mahnte Ministerpräsident Dietmar Woidke an, „in guten, aufklärenden Journalismus zu investieren“. Die drei großen Verlagshäuser MAZ, MOZ und Lausitzer Rundschau hätten aber eine “Rosskur“ hinter sich gebracht und den Rotstift dort angesetzt, „wo das Herz des regionalen Journalismus schlägt“...

Clemens Braun: Rosskur ist ein Begriff aus der Medizin, der etwas Drastisches beschreibt. So würde ich das auf keinen Fall nennen. Natürlich haben wir in den letzten Jahren Stellen eingespart. Es wäre auch unverantwortlich gewesen, wenn wir es nicht getan hätten. In den kommenden fünf Jahren werden wir weiter 10 bis 15 Prozent an zugestellter Auflage verlieren. Wir sind aber durch die digitale Technik auch in der Lage, viel effizienter zu arbeiten als früher. Das Thema Produktivität spielt auch in Redaktionen eine ganz große Rolle.

Nichtsdestotrotz hat Herr Woidke mit dem ersten Teil, also den Investitionen in guten Journalismus, Recht. Wir können jedoch nur das ausgeben, was wir einnehmen. Wir wissen, dass wir ausschließlich von den lokalen Inhalten leben. Wir haben 13 Lokalredaktionen vor Ort und damit so viele, wie kein anderes Medium auch nur in Ansätzen erreicht. Dementsprechend brauchen wir uns da nicht zu verstecken. Unser Anspruch ist es, das, was in der Region passiert, vollständig abzubilden.

DHB: Gefühlt wandern Anzeigenbudgets unvermindert ins Internet. Ist das so?

Clemens Braun: Ja, der Trend zur Digitalwerbung ist nach wie vor da. Es gibt aber inzwischen viele kritische Stimmen, was Messmethoden anbelangt. Und es gibt vor allem auch Missbrauch bei Klickzahlen und Traffic durch Bots an allen Ecken und Enden.

Das Geschäft, das bei uns am stärksten wächst, ist das Prospektgeschäft vorrangig in unseren Anzeigenblättern. Da haben wir enorme Zuwachsraten auf hohem Niveau. Da reden wir über siebenstellige Summen. Dieser Trend hält seit geraumer Zeit an. Wir haben über zwei Millionen Euro in eine neue Sortieranlage investiert. Damit können wir sämtliche Prospekte maschinell den Zeitungen beilegen. Das ist sowohl qualitativ als auch kostentechnisch für uns ein Quantensprung.

DHB: Quantensprünge erwartet man auch von der Digitalisierung in vielen Bereichen. Wie ist der Medienverlag aufgestellt?

Clemens Braun: Im Kern haben wir sämtliche Arbeitsprozesse im Haus digitalisiert. Das große Problem für den Journalismus ist, dass wir momentan keine Modelle haben, mit denen wir ausreichend Geld im Netz verdienen können. Das Thema Gratiskultur ist oft diskutiert worden. Wir müssen uns nach dem richten, was der Nutzer will und wofür er bereit ist, Geld auszugeben. Das ist die große Herausforderung an uns. Viele Branchen und Unternehmen zeigen uns, dass es lohnende Geschäftsmodelle im Internet gibt.

DHB: Das Briefgeschäft bei ihnen lohnt sich auch nach wie vor, oder?

Clemens Braun: Ja. Das Briefgeschäft läuft weiter äußerst stabil. Das hätte ich nicht gedacht. Es gab sehr viele Unternehmen, die versucht haben, Rechnungen usw. auf E-Mail umzustellen. Sie und ihre Kunden haben sich damit schwer getan.

Grundsätzlich ist die Logistiksparte unser zweites großes Standbein im Unternehmen. Es ist aber auch ein sehr personalintensiver Bereich. Unser Anspruch ist es, jeden Tag jeden Briefkasten in der Lausitz zu erreichen. Die Einführung des Mindestlohns war ein gewaltiger Kostenblock. Den verarbeiten wir heute noch. Da mussten wir an vielen anderen Stellen sparen.

DHB: Sie sind seit knapp zwei Jahren hier in der Lausitz. Wie empfinden Sie die Region?

Clemens Braun: Ich fühle mich äußerst wohl. Wenn man mich lässt, bin ich auch in fünf Jahren noch hier. Besonders spannend finde ich die gebrochenen Biografien. Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die hier nach der Wende Unternehmen aufgebaut haben, viele Mitarbeiter beschäftigen und das mit eigenem Kapital und eigenem Risiko. Davon haben wir viele hier in der Lausitz und das ist toll.

Im Bild:
Clemens Braun, Geschäftsführer der LR Medienverlag und Druckerei GmbH, gratulierte HWK-Präsident Peter Dreißig mit einer überdimensionalen Titelseite der Lausitzer Rundschau, zu seinem Geburtstag.                        



Zum Unternehmen:
Im Verbreitungsgebiet, Südbrandenburg und Nordsachsen, erscheint die LAUSITZER RUNDSCHAU in 13 Lokalausgaben und erreicht mit einer verkauften Auflage von rund 77.000 Exemplaren täglich 270.000 Leser. Die 1.500 Zusteller sorgen täglich dafür, dass die LAUSITZER RUNDSCHAU frühmorgens im Briefkasten der Abonnenten ist.

 

Michel Havasi

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