
Konjunkturbericht des südbrandenburgischen Handwerks Südbrandenburger Handwerk versucht Kurs zu halten: Stabilität gelingt nur mit weniger Bürokratie und Entlastung
Das südbrandenburgische Handwerk zeigt sich im Herbst 2025 überwiegend stabil. Rund drei Viertel der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend. Damit beweist das Handwerk seine Rolle als stabiler Pfeiler der regionalen Wirtschaft. Dennoch bleibt die Erwartungshaltung gedämpft, fast ein Viertel der Unternehmen blickt mit Sorge auf die kommenden Monate.
Aktuelle Geschäftslage
Erfreuliche Entwicklungen verzeichnen vor allem das Nahrungsmittel und Gesundheitsgewerbe sowie die personenbezogenen Dienstleistungen. Nach Jahren der Belastung melden diese Gewerke wieder deutliche Verbesserungen bei Umsatz- und Preisen. Auch im Kfz-Handwerk hat sich die Stimmung aufgehellt. Schwieriger bleibt die Lage dagegen im Bau- und Ausbaugewerbe: Trotz stabiler Beschäftigung klagen viele Betriebe über sinkende Auftragsreichweiten und gedämpfte Aussichten. Besonders angespannt zeigt sich die Situation im Bereich des gewerblichen Bedarfs, wo Umsatzrückgänge und sinkende Nachfrage die Stimmung belasten.
Personal
Knapp 80 Prozent der Handwerksbetriebe halten ihren Personalbestand oder bauen ihn sogar aus. Der Fachkräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung, hat sich aber leicht entspannt. Durchschnittlich fehlen 1,8 Fachkräfte und 0,7 Auszubildende pro Betrieb – im Nahrungsmittelhandwerk weiterhin überdurchschnittlich viele. Besonders optimistisch blickt das Gesundheitsgewerbe in die Zukunft: 90 Prozent der Betriebe rechnen mit stabilen oder steigenden Beschäftigungszahlen.
Aufträge, Umsatz, Preise
Während fast die Hälfte der Betriebe eine stabile Auftragslage meldet, berichten 32,5 Prozent von Rückgängen. Die durchschnittliche Auftragsreichweite sank auf 8,5 Wochen (Vorjahr: 10,3 Wochen). Die Umsatzentwicklung bleibt uneinheitlich: 49,4 Prozent der Unternehmen melden stabile, 34,2 Prozent rückläufige Umsätze. Stabil zeigen sich hingegen die Verkaufspreise, mehr als die Hälfte der Betriebe konnte ihr Preisniveau halten. Besonders im Nahrungsmittel- und Gesundheitsgewerbe waren Preissteigerungen möglich.
Investitionen
Die Investitionsbereitschaft ist leicht gestiegen. 11,9 Prozent (Vorjahr 10,8 %) der Betriebe erhöhten ihre Ausgaben, fast ein Viertel investiert in Erweiterungen. Bemerkenswert ist der Zuwachs bei Maßnahmen zur Umwelt- und Energieeffizienz, vor allem in den Nahrungsmittel- und personenbezogenen Dienstleistungsgewerben. Damit setzt das Handwerk auf zukunftsorientierte Modernisierung trotz angespannter Rahmenbedingungen.
Ausblick
Insgesamt vermittelt das südbrandenburgische Handwerk ein Bild der Stabilität und Verantwortung. Beschäftigung und Versorgungsstrukturen bleiben gesichert, erste Investitionsimpulse sind sichtbar. Gleichzeitig unterstreicht die Umfrage, dass viele Betriebe auf mehr Planungssicherheit und verlässliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen angewiesen sind, um ihr Potenzial langfristig entfalten zu können.
„Wir sehen in Südbrandenburg derzeit ein Handwerk, das Verantwortung übernimmt – aber immer stärker an Grenzen stößt,“ sagt Corina Reifenstein, Präsidentin der HWK Cottbus. „Es braucht dringend verlässliche politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit unsere Betriebe handlungsfähig bleiben und Vertrauen in die Zukunft erhalten.“ Konkret fordert das Handwerk vor allem endlich eine spürbare Reduzierung der Bürokratielasten, die Senkung der Energie- und Materialkosten sowie der Lohnnebenkosten. Nur unter diesen Voraussetzungen könne das Handwerk arbeitsfähig bleiben – etwa in der Fachkräftesicherung, beim Klimaschutz, der Energie- oder Mobilitätswende, dem
Wohnungsbau oder dem Ausbau der regionalen Infrastruktur. Das Handwerk in Südbrandenburg steht. Doch wenn politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen nicht zügig angepasst werden, droht dieser stabile Pfeiler der regionalen Wirtschaft ins Wanken zu geraten.
Hintergrund
Die Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Cottbus basiert auf den Angaben südbrandenburgischer Handwerksbetriebe. Zum vollständigen Bericht.
Hintergrund
Zwei Mal im Jahr fragen alle Handwerkskammern in Deutschland ihre Unternehmen nach den Konjunkturdaten ab.