elmak Zukunftspreis 2019
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"Wir könnten schon viel weiter sein"

Die elmak Elektroanlagenbau Heizung und Sanitär GmbH aus Peitz (Spree-Neiße) konzentriert sich auf den Einsatz moderner und regenerativer Energien. Dafür wurde der Handwerksbetrieb mit dem Zukunftspreis Brandenburg 2019 ausgezeichnet. Im Interview sagen Geschäftsführer Mathias Bothe und Gründer Siegfried Bothe, wie die Energiewende aus ihrer Sicht bislang verläuft.

Herr Siegfried Bothe, Sie haben Mitte der 2000er Jahre die erste Photovoltaik (PV)-Anlage gebaut. Wie war das damals?

Siegfried Bothe: Anfangs haben sie uns belächelt. „Ihr mit euren 10 KW“, haben die Kraftwerker zu uns gesagt. Das wird doch nie was. Später hieß es dann, das Netz bricht zusammen, wenn wir so viel erneuerbare Energien zubauen. Derzeit liegt der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland am Stromverbrauch bei fast 43 Prozent. An sonnigen, windigen Tagen sind wir bei über 80. Und trotzdem sind die Netze noch nicht zusammengebrochen. Und belächelt werden wir mittlerweile auch nicht mehr.

Wo stehen wir beim Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland?

Mathias Bothe: Wir könnten schon wesentlich weiter sein. Ich bin der Meinung, dass der deutsche Staat den Ausbau bremst. Es wird von Jahr zu Jahr komplizierter, eine PV-Anlage anzumelden, zu errichten und fertig zu melden. Es ändern sich die Formulare, man muss Zertifizierer ins Boot holen, die einfach nur Geld verdienen. Es werden immer neue Grenzen eingezogen. Das alles muss ich dem Kunden erläutern. Nur mir erklärt das niemand. Da muss ich mich weiterbilden, mir die Informationen einholen und gegenprüfen. Das ist nicht leicht. Unser Anspruch jedenfalls ist, für unsere Kunden technisch hochwertige PV-Anlagen mit sauberen Dokumentationen zu bauen.

Das gelingt Ihnen gut. Die Umsatzzahlen legen von Jahr zu Jahr zu...

Mathias Bothe: Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2019 zufrieden. Wir haben viele Aufträge in den Büchern. Das heißt aber nicht, dass wir alle kontinuierlich abarbeiten können. Viele Projekte verzögern sich, wir müssen dann unsere Mitarbeiter zum Teil woanders einsetzen. Mit eigenen Projekten überbrücken wir diese Löcher. Wir investieren im Jahr rund 200.000 Euro in eigene Projekte. Das kann ein neuer Zaun ebenso sein wie eine neue PV-Anlage oder die Sanierung einer eigenen Immobilie.

Ihr Unternehmen ist breit aufgestellt. Elektroanlagenbau, Heizungs- und Sanitärinstallation, Kabeltiefbau sowie 24h-Service in allen Gewerken usw. Wie kam es dazu?

Siegfried Bothe: Die Unternehmensgründung 1990 war eine Ausgründung aus dem damaligen Kreisbaubetrieb Cottbus-Land. Ich war dort Bereichsleiter, habe mich dann nach der Wende mit den Ausbaugewerken privatisiert. Elmak ist die Abkürzung für Elektro, Maler, Klempner. Über 40 Mitarbeiter unterschiedlicher Berufe hatten wir zu jener Zeit. Anfangs bekamen wir viele Malerarbeiten. Jeder wollte sein Haus neu streichen. Das und ein Großauftrag sicherte uns in den ersten Jahren das wirtschaftliche Überleben. Mit der Zeit haben wir uns dann auf die technischen Berufe fokussiert.

Heute haben Sie die Elektro- sowie die Sanitärund Heizungssparte eng verzahnt. Sie können alles aus einer Hand bedienen. Die Sektorenkopplung, also die intelligente Vernetzung aller Komponenten, treiben sie voran. Mit Erfolg?

Mathias Bothe: Ja, und das geht jetzt erst richtig los. Unser Ziel ist es, die Menschen so autark wie möglich zu machen. Wir setzen auf dezentrale Lösungen.

Wie autark sind wir heutzutage bei der Energieversorgung?

Mathias Bothe: In einem Eigenheim können wir vielleicht von April bis Oktober komplett autark bei der Stromversorgung sein. Wir haben auf dem Dach eine PV-Anlage, hinzu kommt ein Speicher. Der wird am Tag vollgeladen, in der Nacht entladen, am Tag wieder vollgeladen usw. Heutzutage ist es wie folgt: PVAnlagen erzeugen Strom als erstes für den eigenen Verbrauch, als zweites für den Speicher, als drittes vielleicht in den Heizstab und ganz zum Schluss für die Einspeisung ins Stromnetz. Wenn nun im Winter Schnee auf den PV-Modulen liegt oder es trübe ist, schaffe ich es noch nicht einmal, meinen Eigenverbrauch zu decken.

Wie sieht denn aus Ihrer Sicht eine ideale Energieversorgung für ein Eigenheim aus?

Mathias Bothe: Eine PV-Anlage auf dem Dach, ein Speicher im Keller gekoppelt mit einer Wärmepumpe. Letztere hat einen ganz hohen Wirkungsgrad. Wenn ich PV-Strom habe, dann kann ich damit die Wärmepumpe betreiben. Sie macht aus einer Kilowattstunde Strom fünf bis sechs Kilowattstunden Wärme. Das ist optimal. Heute haben die Wärmepumpen einen PV-Eingang. Sie erkennen, wann PV-Strom anliegt und heizen dann den Speicher auf eine höhere Temperatur. Im Normalfall haben Wärmepumpen eine Vorlauftemperatur von 40 Grad. Mit PV-Strom lasse ich sie bis 60 Grad fahren. So kann man vielleicht die Nacht überbrücken. Das ist der Ansatz.

Für eine Wärmepumpe muss man aber auch tief in die Erde bohren. Sie haben ein Forschungsprojekt mit der BTU Cottbus-Senftenberg, das diesen „Nachteil“ umgehen soll?

Mathias Bothe: Genau. Wir experimentieren an einem Photovoltaikniedertemperaturkollektor (PVT). das ist ein hybrides Solarmodul, das gleichzeitig Strom und warmes Wasser für eine Wärmepumpe produziert. Damit wird der Wirkungsgrad erhöht und die Tiefenbohrung kann entfallen. Seit etwa zwei Jahren forschen wir daran. Über das Programm „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ wird das Projekt gefördert. Rund 180.000 Euro bekommen wir für zwei Jahre. Ziel ist die Entwicklung eines serienreifen Produkts, das sich am Markt verkaufen lässt. Das ist unser großer Traum.

Sie sind sehr breit aufgestellt, brauchen also entsprechend auch gute Fachleute. Finden Sie diese noch?

Siegfried Bothe: Wie in vielen anderen Unternehmen auch ist es sehr schwierig geworden. Wir bilden regelmäßig aus, um die Mitarbeiter zu ersetzen, die in  Rente gehen. Früher haben wir Schüler genommen, die nur Einsen und Zweien auf dem Zeugnis hatten. Eine Drei war auch mal dabei. Heute bin ich zufrieden, wenn sie eine Drei im Durchschnitt haben. 

Mathias Bothe: Wir haben aber auch einen Vorteil. Wir haben einen jungen Vorarbeiter gewinnen können. Er ist wegen einer Frau aus Berlin nach Peitz gezogen, wollte nicht in einer kleinen Elektrofirma arbeiten. Er hatte eine größere Firma gesucht. Das könnte ein Pluspunkt für uns sein. Derzeit haben wir 38 Mitarbeiter. Aber wissen Sie, woran der Nachwuchsmangel in unserer Branche auch liegt?

Woran?

Mathias Bothe: An der Bezahlung. Das, was ein Obermonteur bei uns laut Tarif verdient, ist in etwa das, was ein Dachdecker als Mindestlohn hat. Das ist traurig. Die DIN-Vorschriften für das E-Handwerk sind über 20.000 Seiten stark. Wir müssen alles wissen, wir stehen dafür gerade. Wenn bei uns etwas passiert, ist die Verantwortung größer als zum Beispiel bei einem Maler oder Trockenbauer. Da hoffe ich wirklich sehr, dass sich die Entlohnung im Elektrohandwerk ändert. Dafür setze ich mich ein.

 Zum Unternehmen

Die elmak GmbH wurde im Jahr 1990 gegründet. Seitdem entwickelt sich das Unternehmen stabil und nachhaltig. Auch das oft große Problem der Nachfolge bei inhabergeführten Unternehmen wurde 2019 gelöst. So ging die Gesch.ftsführung von Siegfried Bothe an seinen Sohn Mathias Bothe über.

Elektromeister Sebastian Krüger übernahm die Position seines Vorgängers, Elektromeister Ulrich Kärgel. Das Familienunternehmen ist personell für die Zukunft gut gerüstet.

Dafür erhielt es den Zukunftspreis Brandenburg 2019.

www.zukunftspreis-brandenburg.de



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