Zimmerei Gebrüder Noack aus Spremberg
HWK Cottbus

"Wir lieben Holz"

Handwerksunternehmen wie der Holzspezialist Gebrüder Noack aus Spremberg (Land Brandenburg) gibt es in Deutschland sehr selten. Die Zimmerei betreibt ein eigenes Sägewerk, eine eigene Holzbau- und Holzhausabteilung und einen eigenen Holzfachmarkt. Seit Jahrzehnten setzt der Familienbetrieb auf nachhaltiges Bauen.

Wenn ein Wort in der Politik inflationär verwendet wird, dann ist es das Wort „nachhaltig“. Kaum eine Sonntagsrede, in der es nicht auftaucht. Richtig sexy ist es aber nicht. Die Medien stürzen sich nicht gerade auf das Thema. Das machte die Ausstellung „Baunatour“, die unlängst in Cottbus gastierte, deutlich. Da diskutierten der brandenburgische Umweltminister Jörg Vogelsänger mit Experten aus Wissenschaft und Handwerk zum nachhaltigen Bauen. Äußerst spannend und sehr fundiert. Journalisten waren keine da.



Nachhaltigkeit im Mittelpunkt

Was dem Thema grundsätzlich fehlt, ist die Wertschätzung. Das sagen Birgit und Heiko Noack. Die Architektin und der Holzbauingenieur arbeiten bei der Gebrüder Noack, Holzfachmarkt GmbH & Sägewerk GbR mit Sitz in Sellessen, einem Ortsteil von Spremberg, im Süden Brandenburgs. Das Familienunternehmen wurde vor 94 Jahren als Zimmerei gegründet. Hinzu kamen ein Sägewerk und ein Holzfachhandel. Heute beschäftigt der Handwerksbetrieb 27 Mitarbeiter. Im Mittelpunkt allen Handelns steht die Nachhaltigkeit.

Das fängt beim Rohstoff an. „Das Holz beziehen wir weitgehend von Waldbesitzern aus dem regionalen Umfeld, überwiegend aus Brandenburg und Sachsen“, sagt Heiko Noack. „Im Sägewerk wird das Rundholz vorwiegend für die eigene KVH- und BSH-Produktion eingeschnitten und getrocknet sowie an regionale Firmen für die Verarbeitung angeboten“, erklärt der 43-Jährige. Er und sein Bruder André Noack werden einmal den Handwerksbetrieb als Nachfolger weiterführen.

Der Leistungsumfang des Unternehmens ist enorm. „Wir bauen Holzhäuser schlüsselfertig in Vollholz-, Blockbohlen-, Holzrahmen-, Holzskelett- oder Fachwerkbauweise.“ Dabei reicht die Palette vom individuell geplanten Wohnhaus bis zu öffentlichen Gebäuden und urbanen Geschossbauten. „Im Abbundzentrum werden Nagelplattenbinder, Dachstühle, Carports und Terrassenüberdachungen gefertigt. Im Sägewerk realisieren wir Auftragsarbeiten und noch vieles mehr“, listet Birgit Noack auf.



Zimmerei Gebrüder Noack aus Spremberg
HWK Cottbus

Zimmerei Gebrüder Noack aus Spremberg
HWK Cottbus

Zimmerei Gebrüder Noack aus Spremberg
HWK Cottbus

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HWK Cottbus



Holz hat klare Vorteile, aber schwache Lobby

Wenn sie über die Vorteile von Holz als Baustoff spricht, leuchten ihre Augen vor Begeisterung und Leidenschaft. „Wir lieben Holz. Es ist ein Naturprodukt, das CO2 speichert, ein wunderbares Raumklima erzeugt und darüber hinaus eine gute Wärmedämmung hat.“

Doch trotz dieser glasklaren Vorteile wächst das Geschäft mit Holzbau nur sehr langsam. Auch wenn die Gebrüder Noack in diesem Sektor für dieses Jahr ausgebucht sind, bestätigen sie grundsätzlich diesen Trend. Es ist ein hartes Geschäft, das viel Überzeugungsarbeit beim Endkunden erfordert. Das hat verschiedene Gründe.

Zum einen fehlt dem Rohstoff Holz eine starke Lobby. „Beton- und Stahlproduzenten sind da deutlich besser aufgestellt“, sagt Heiko Noack. „Sie bestimmen den Preis und der spielt beim Bauen noch immer die größte Rolle.“ Besonders nachhaltig ist das nicht, findet er und nennt als Stichwort „Graue Energie“. Darunter wird die Energiemenge bezeichnet, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Dabei werden auch alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung berücksichtigt und der Energieeinsatz aller angewandten Produktionsprozesse addiert. Hier habe Holz gegenüber Beton und Stahl klare Vorteile, so Heiko Noack.

Weiterhin stehen in einigen Bundesländern die Bauordnungen – insbesondere der Brandschutz –Holzkonstruktionen im Weg. Nicht zuletzt müsste das Bauen mit Holzbau auch viel mehr ins Studium integriert werden. Wenn Architekten und Planer das Thema nicht auf dem Schirm haben, werden sie es auch nicht anwenden.

Bundesweit liegt die Holzbauquote bei Einfamilienhäusern nach Angaben des Branchenverbandes Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmerermeister bei rund 18 Prozent. Bei Mehrfamilienhäusern sind es vier Prozent. Birgit Noack registriert ein stetig wachsendes Interesse in der Lausitz. Insbesondere jüngere Familien stehen nachhaltigen und ökologischen Themen aufgeschlossener gegenüber.



Zimmerei Gebrüder Noack aus Spremberg
HWK Cottbus

 Historie des Unternehmens

Richard Noack gründete 1924 in Sellessen bei Spremberg zunächst eine Zimmerei und erbaut später auch das Sägewerk. 1970 führt Helmut Noack den väterlichen Betrieb weiterhin als privates Unternehmen durch die Planwirtschaft der DDR. Seit 1986 führen die Brüder Klaus-Dieter und Siegmar Noack in 3.Generation das Unternehmen und haben nach der Wende 1989 mit dem Aufbau eines neuen Sägewerks und der Eröffnung des Holzfachmarktes 1990 den Weg für die heutigen Strukturen gelegt.



 Zu den Bildern

Aufmacherbild: Architektin Birgit Noack erklärt dem Praktikanten Leonard Mahling (13), wie sich Holz in bestimmten Situationen verhält und wie Holzkonstruktionen aufgebaut sind. Praktika sind für den Handwerksbetrieb ein geeigneter Weg, neue Lehrlinge zu finden. Zehn wurden bislang erfolgreich in dem Familienunternehmen ausgebildet.



Werkhalle: Die qualifizierten Mitarbeiter setzen die Kundenwünsche fachgerecht mittels computergestützter Planungen um. Die Fertigung der Abläufe wird durch vollautomatische Abbundmaschinen realisiert. 



Späne: Nachhaltigkeit spielt bei den Gebrüdern Noack eine große Rolle: Die anfallenden Sägenebenprodukte werden in verschiedene Richtungen weiter verarbeitet.



Sägewerk: Das Sägewerk ist das Herzstück des Unternehmens und steuert derzeit etwa 60 Prozent des Jahresumsatzes bei.



Rohstofflager: Das Holz bezieht das Unternehmen weitgehend von Waldbesitzern aus dem regionalen Umfeld