Firma Schlieper für Landmaschinen GmbH Zukunftspreis
HWK Cottbus

Schlieper holt den Zukunftspreis Brandenburg 2017Die meisten Wege, die wir im Leben gefahren sind, waren Feldwege.

Die Schlieper für Landmaschinen GmbH aus Sonnewalde (Elbe-Elster) hat den Zukunftspreis Brandenburg 2017 gewonnen. Im DHB-Interview sprechen die Geschäftsführerinnen Ricarda und Julia Schlieper über die Erfolge und Herausforderungen des Unternehmens.

DHB: Sie haben als Unternehmerinnen schon einige Preise abgeräumt. Nun kommt der Zukunftspreis hinzu. Was bedeutet er Ihnen?

Ricarda Schlieper: Er ist für uns eine Anerkennung unserer Leistung. Deshalb haben wir uns auch beworben. Wir sind der Meinung, dass wir mit unseren Mitarbeitern gute Arbeit leisten. Und das dürfen wir auch nach außen tragen. Frei nach dem Motto: Tue Gutes und rede darüber.

DHB: Wie gestaltet sich der Markt, in dem Sie sich bewegen?

Julia Schlieper: Die Gesamtagrarfläche in Deutschland wird kleiner, die einzelne Fläche des Landwirts hingegen größer. D.h. die Zahl der Kunden nimmt absolut gesehen ab. Hinzu kommt der technologische Fortschritt. Was früher drei Mähdrescher leisteten, schafft heute einer. Insofern wird es schwieriger, Marktanteile zu generieren, weil eben nicht mehr zehn Mähdrescher sondern nur noch fünf zu verkaufen sind. Dementsprechend müssen wir uns anstrengen, einen von diesen fünfen mitzunehmen. Wenn wir heute einen Kunden verlieren, verlieren wir richtig Potenzial.

DHB: Wie läuft das aktuelle Jahr bislang?

Ricarda Schlieper: Nach einem schwierigen Jahr 2016 schreiben wir in diesem Jahr gute Zahlen. Sie sind besser als erwartet. Unsere Bestände wurden gut abgebaut, weil wir gar nicht so viele Maschinen nachgeliefert bekommen haben, wie wir hätten haben müssen. Wir sehen, dass sich unsere Bemühungen der letzten zwei Jahre auszahlen.

DHB: Was genau haben Sie verändert, seit Sie 2014 das Unternehmen von Ihren Vätern übernommen haben?

Ricarda Schlieper: Wir haben umstrukturiert, Prozesse verschlankt und Kosten minimiert. Das war auch dringend nötig.

DHB: Warum?

Ricarda Schlieper: Unsere Väter haben sich auf dem Zenit verabschiedet, ohne das zu wissen. Bis 2013 zeigten die Umsatzzahlen nach oben. Man war nicht so gezwungen, auf interne Prozesse und Abläufe zu schauen. Doch eine rückläufige Nachfrage und Umstrukturierungen bei unserem Hersteller John Deere zwangen uns zu Veränderungen. So erzielen wir in diesem Jahr spürbar weniger Umsatz als 2013, stehen aber finanziell auf wesentlich stärkeren Füßen. Gerade in den Werkstätten haben wir bei der Auslastung enorm zugelegt. Wir sind heute deutlich effektiver und effizienter als früher.

DHB: Wie haben Sie die Belegschaft von Ihrem, dem neuen Weg überzeugt?

Julia Schlieper: Wir haben sie mitgenommen und sie sind den Weg gemeinsam mit uns gegangen. Das war nicht immer leicht, lohnt sich aber. Das spiegelt sich heute auch in den Gehältern wider. Wir waren dieses Jahr in der Lage, einige Lohnerhöhungen umzusetzen. Das macht richtig Spaß, wenn man nicht nur sparen muss, sondern auch zurückgeben kann.

DHB: In der heutigen Landtechnik steckt im wahrsten Sinne viel Technik. Sie brauchen absolute Fachleute. Finden Sie diese noch?

Ricarda Schlieper: Ja, das ist uns bisher immer gelungen. Unsere Personalstruktur ist gesund. Wir haben ein Durchschnittsalter von unter 40 Jahren. Wir haben auch schon öfters erlebt, dass Mitarbeiter, die in die Industrie gegangen sind, von uns zurückgewonnen werden konnten. Sie verzichten auf vier fünf Euro die Stunde, weil sie bei uns eine Person sind und nicht nur eine Nummer. Grundsätzlich bilden wir unsere Mitarbeiter regelmäßig weiter. Das ist auch notwendig angesichts der technologischen Veränderungen.

DHB: Könnten Sie uns etwas näher beschreiben, was Landmaschinen heutzutage alles können?

Julia Schlieper: In einem Traktor steckt mehr Elektronik als in jedem Auto. Es gibt Hunderte Optionen, die der Kunde auswählen kann. Autonomes Fahren gibt es auf dem Feld zum Beispiel schon lange. Heute kann sich ein Mähdrescher digital mit einem Traktor (der das Erntegut abfährt) verbinden und diesen komplett steuern. Fährt der Mähdrescher wenige Zentimeter lang links oder etwas langsamer, macht das der Traktor ebenso. Das Ganze läuft automatisch und sorgt dafür, dass die Ernte so effizient wie nur möglich eingefahren werden kann.

DHB: Der Ackerbau wird heutzutage auf E ffizienz getrimmt. Gibt es Grenzen?

Ricarda Schlieper: Eigentlich nicht. Wir sehen Wachstumspotenzial vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit. Wir haben etliche Kunden, die die technologischen Vorteile der Maschinen ausschöpfen und damit wirtschaftlicher arbeiten. Wir haben aber auch Kunden, die etwas zurückhaltender mit dieser Technik umgehen. Sie müssen wir noch mehr von unseren Produkten überzeugen.

DHB: Blicken wir fünf Jahre voraus. Wo steht die Schlieper für Landmaschinen GmbH dann?

Ricarda Schlieper: Wir wollen der erfolgreichste John Deere-Händler in Deutschland werden. Die letzten Jahre ging es immer um „Big is beautiful“. Jetzt geht es darum, effektiver und profitabler zu werden. Da sind wir auf einem guten Weg.

Julia Schlieper: Mein Wunsch wäre es, dass die Landwirtschaft wieder die Anerkennung und Wertschätzung bekommt, die sie auch verdient. Dann wird es auch für uns wieder einfacher, unsere Produkte an den Mann zu bringen.

Zum Unternehmen

Die Schlieper für Landmaschinen GmbH ist ein Exklusiv-Vertriebspartner des amerikanischen Landmaschinenkonzerns John Deere. Der Weltmarktführer im Bereich Landtechnik erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2016 einen Gewinn von 1,52 Milliarden
US-Dollar.

Das Unternehmen Schlieper beschäftigt 80 Mitarbeiter an den Standorten Sonnewalde, Herzberg (Elster) und Ragow. Zwölf Lehrlinge werden derzeit ausgebildet. Insgesamt wurden bereits mehr als 40 junge Frauen und Männer im handwerklichen und im Büro-Bereich ausgebildet.

Das Familienunternehmen wurde 1959 in Soest (Westfalen) von Rudolf Schlieper gegründet. 1975 übernahmen die Brüder Heinz-Gerd und Günter Schlieper die Geschäfte. 1997 wurde der Betrieb in Sonnewalde eröffnet. 2014 erfolgte die Übergabe
an die 3. Generation, Ricarda und Julia Schlieper



Jurymeinungen

…Überzeugende Bewerbung! …um das Gold in den Köpfen der Mitarbeiter kümmern! Zukunft klar im Blick!…

…gut geführtes Unternehmen in einem schwierigen Markt…

…POWER in vielerlei Hinsicht…

…Die Inhaber stehen mit Frauenpower als Beispiel für eine gelungene Nachfolgeregelung eines Familienbetriebes in dritter Generation. Als erster Landmaschinenhändler Deutschlands hat das Unternehmen2014 eine eigene App freigeschaltet – mit Informationen rund um das Unternehmen, Gebrauchtmaschinenangeboten usw…

… Leidenschaft für Landwirtschaft, gepaart mit hohem innovativem Potenzial und großem Engagement für den Nachwuchs…

... innovatives Geschäftsmodell in ländlicher Region...

... Frauenpower, solide Wirtschaftszahlen, erfolgreiche Unternehmensnachfolge, Gelungene Verlagerung des Geschäftes nach Brandenburg...

…Umweltschonende nachhaltige Landwirtschaft als Zielstellung. Die Firma ist hervorragend eingestellt auf die Anforderungen der Zukunft. Die 80 Mitarbeiter
„als höchstes Gut“ erfahren Wertschätzung und Förderung. Die Azubis sind im Team willkommen und werden mit allen „Ecken und Kanten“ angenommen und zu qualifizierten Fachkräften entwickelt…