Tischlerei Kochan setzt auf EinstiegsqualifizierungTüröffner für eine Ausbildung im Handwerk

Scharfer Start bei der Tischlerei Kochan in Forst (Lausitz). Mit einer EQ-Praktikantin und einem Lehrling startet der Handwerksbetrieb in das neue Ausbildungsjahr. „Eigentlich wollte ich nur einen Auszubildenden einstellen“, sagt Unternehmer Thomas Kochan. Doch im Leben kommt es häufig anders, als man denkt.

Eines Tages stand Jessica Schuder vor der Tür. Sie lebt in einer Schausteller-Familie, die von der Corona-Krise hart getroffen wurde. Die Branche kann auf absehbare Zeit nicht wieder voll durchstarten und so klopfte Jessica Schuder Alternativen ab. Das Handwerk hat es ihr schon immer angetan und so kam sie über einen Kontakt zur Tischlerei Kochan, wo sie ein Praktikum absolvierte.

Dort entschied sich der Tischlermeister kurzfristig, der jungen Frau eine Chance zu geben. Dabei nutzt er das Sonderprogramm Einstiegsqualifizierung (EQ). Handwerksbetriebe erhalten auf Antrag bei der jeweiligen Agentur für Arbeit die monatliche Einstiegsqualifizierungsvergütung (maximal 247,00 Euro) erstattet. Gleichzeitig wird der pauschale Gesamtversicherungsbeitrag übernommen. 70 freie Plätze dafür gibt es noch im südbrandenburgischen Handwerk.

„Die Einstiegsqualifizierung dauert sechs bis zwölf Monate. Inhalte und Tätigkeiten sind eng an die Inhalte der jeweiligen  Ausbildungsberufe geknüpft“, erklärt Frank-Holger Jäger, passgenauer Besetzer bei der Handwerkskammer Cottbus. „Das Programm ist sozusagen ein Türöffner in Vorbereitung einer sich anschließenden Berufsausbildung.“

Jugendliche, die bisher trotz Vermittlungsbemühungen keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, können unabhängig vom Schulzeugnis zeigen, was in ihnen steckt. Sie lernen einen Ausbildungsberuf, einen Betrieb und das Berufsleben kennen. Zum Abschluss bekommen sie ein Zertifikat der Handwerkskammer.

Auch für Unternehmen ergeben sich Vorteile. Sie lernen so ihren Nachwuchs näher kennen und können die Leistungsfähigkeit präziser als über Schulzeugnisse einschätzen. Idealerweise schließt sich nach der Einstiegsqualifizierung nahtlos eine Ausbildung an, die auch – je nach Einzelfall – verkürzt werden kann.

Insgesamt acht Mitarbeiter sind derzeit in der Forster Tischlerei beschäftigt. Verstärkung aus den eigenen Reihen kann Thomas Kochan gut gebrauchen. Deshalb setzt er auf die Ausbildung. Ob Jessica Schuder nach der Einstiegsqualifizierung eine Lehre beginnt, wird sich zeigen. Ich jedenfalls bin für alles offen, resümiert der Tischlermeister.

 Hintergrund

Die Einstiegsqualifizierung ist eine Art „Schnupperlehre“ im Betrieb. Sie ist das Richtige, wenn der Bewerber eher praktische Erfahrungen sucht. 70 Prozent finden in reguläre Ausbildung. Aktuell bieten bei der Handwerkskammer Cottbus Unternehmen noch 70 Angebote für eine Einstiegsqualifizierung an. 

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